Januar 2022 - Zukunft der Kirche

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Der Monat Januar schuldet seinen Namen dem römischen Gott Janus, dem Doppelgesichtigen. Ein Gesicht schaut rückwärts in das Vergangene, das andere vorwärts, in das neue Jahr. Und da zeichnet sich viel Sorge und ein gerütteltes Maß an Ängsten ab. Besonders den Kirchen stehen keine guten Aussichten ins Haus. Für 2022 ist vorausgesagt, dass die Anzahl der Kirchenmitglieder in Deutschland unter die Hälfte der Bevölkerungszahl sinkt. Der Kanzler der Nation gehört keiner Kirche an, und nur noch einzelne in der neuen Bundesregierung erhoffen sich für ihre Arbeit ausdrücklich die Hilfe Gottes. Das Verbrechen Missbrauch und der Umgang damit ziehen den Kirchen den Boden unter den Füssen weg und dem ist es wohl auch geschuldet, dass die Bitte um Gottes Hilfe als nicht mehr adäquat erscheint.

Aber Gott ist nicht identisch mit einer katholischen oder evangelischen Kirche. Er ist und bleibt der Urbeweger von allem und der Anwesende in allem. Der Name, mit dem wir ihn nennen, ist nur ein Platzhalter, damit wir miteinander von ihm reden können. Kein Name wird diesem Geheimnis jemals gerecht werden. Die Kirchen, die in diesem Namen arbeiten, sind keine exklusiver Privatvereine. Der Schutz der Institution „Kirche“ steht nicht über dem Schutz der Menschen für die sie ins Leben gerufen wurde. Sie hat einen klaren Auftrag und der lautet, die Anwesenheit dieses Geheimnisses, das in Christus liebende Wirklichkeit geworden ist, immer wieder ins Wort zu nehmen. Ihre Pflicht ist es, den Menschen gegen alle unmenschlichen Angriffe zu verteidigen.

Unter der momentanen Situation leiden die Opfer und es muss ihnen umgehend Gerechtigkeit zukommen. Es leiden auch die vielen Menschen in den Kirchen, die weiterhin mit großem Einsatz hier und weltweit dafür arbeiten, dass das Angesicht des Menschen menschlich bleiben darf und dass das Leben in allen seinen Phasen einen unauslöschlichen Sinn hat. Die Gesellschaft würde nach dem Verschwinden der Kirchen unter dem Strich mehr verlieren als gewinnen. Und die, die (noch) in der Kirche sind, dürfen in dieser Zeit nicht in Angstlähmung verfallen und wie ein Frosch auf eine nahende Schlange starren. Ein mutiger Sprung nach vorne, über die Angst hinweg, hinein in eine ehrliche Offenheit und in den Mut zur Veränderung, ist dringend geboten, um den Kirchen und zugleich der säkularen Gesellschaft das Urvertrauen zurück zu geben, dass all das, was da ist, beileibe noch lange nicht alles ist.

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