Das "Z" und die Zehn Gebote

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Fragend sah die westliche Welt auf das große „Z“, aufgemalt auf den russischen Panzern, als diese in die Ukraine einrückten. Ein lateinischer Buchstabe, den es in der russischen Schrift so nicht gibt. Bis heute wird angenommen, dass dies ein internes Erkennungszeichen oder auch Motivationszeichen darstellt.

Genau diese Form des Buchstabens „Z“ rief in mir eine lang zurückliegende Erinnerung wach. In der Volksschule hatten wir ein kleines Heftchen ausgehändigt bekommen, dessen Titel mit einem groß gemalten Z begann: „Zehn Gebote“! Welch ein befremdlicher Zusammenhang!
Die Zehn Gebote haben ihren Ursprung im Volk der Israeliten, ihr Anfang liegt mehr als dreitausend Jahre zurück und wird als Wort Gottes an die Menschen angesehen. Fortlaufend weiter entwickelt sind sie zu einer Erfolgsgeschichte bis in unsere Zeit herein geworden. Als absolut prägend sind sie schließlich in die heutigen Menschenrechtsnormen eingegangen. Ihren Erfolg begründen sie aus einer langen, kulturellen Erprobung. Der Dekalog, wie die Zehn Gebote auch genannt werden, gibt Maßstäbe für richtiges und falsches Verhalten. Er geht vom Erfahrungswert aus, dass förderliches und friedliches Zusammenleben innerhalb einer Menschengruppe kein Selbstläufer ist. Doch auch die Auslegung der Zehn Gebote muss in der jeweiligen Zeit neu angeschaut werden. Waren Sie zu Anfang vor allem für das interne Zusammenleben eines Volksstammes entstanden, so wird heute immer klarer, dass der Begriff „Volksstamm“ auf den Begriff „Weltbevölkerung“ ausgedehnt werden muss. Denn wir sind auf unserer Erde längst so eng zusammengewachsen, dass Turbulenzen in oder zwischen Volksgruppen unversehens einen gefährlichen Flächenbrand entfachen können.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass nun gerade im Zeichen dieses Buchstabens „Z“ all diese Greueltaten begangen werden, die die Zehn Gebote verhindern wollen.

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