Bruchstellen des Friedens
von Sr. Josefa Thusbaß
Es gibt jede Menge Waren, die ein Verfallsdatum aufgedruckt haben. Doch nicht alles, was wir einkaufen, ist mit einem solchen Aufdruck versehen. Im Grunde wissen wir aber sehr wohl, dass alles, was irdisch ist, irgendwann einem Verfall anheimgegeben ist, sogar unser eigenes Leben. Nur beim Frieden in Europa, da konnten und wollten wir nicht damit rechnen, dass plötzlich eine Bruchstelle zutage tritt. Terroristische Überfälle, das mussten wir bereits dazulernen, sind Teil unseres Lebens geworden. Aber den großen Frauen und Männern der Welt hatten wir gerne unterstellt, dass sie so vernünftig und menschlich verantwortlich sind, immer zu einer Einigung zu kommen, bevor es zum äußersten kommt. Wie haben wir uns darin doch schon oft geirrt!
Jesus zog auf einem grauen Esel in Jerusalem ein, frei zugänglich, inmitten der Menschen und ohne Schutzmaßnahmen. Er saß auf keinem Streitross und schloss sich nicht in einem bombensicheren Bunker ein. Trotz dieser anscheinend äußeren Schwäche ist sein Zeugnis für den Frieden und für eine bedingungslose Liebe zum Menschen bis heute ohne Verfallsdatum geblieben. Seit diesem Zeichen von damals ist die Zeit der großen Herrscher der Welt, die erobern, Kriege führen, Menschen unterwerfen und Leben missachten eigentlich längst abgelaufen. Sie passen schon seit 2000 Jahren nicht mehr in unsere Welt herein – und doch gibt es sie immer noch. Wenn wir es fertig bringen wollen, mit 8 Milliarden Menschen auf dieser Erde zusammenzuleben, dann ist heute ein anderer Menschen- und Führungstyp angesagt: der vernetzende, der kooperierende, einer, der weiß, wie man das Beste im anderen fördert. Mitmenschen also, die die Zeitenwende zu einer interaktiven, offenen, friedfertigen und gerechten Völkergemeinschaft begriffen haben! Je mehr wir imstande sind, das zu lernen, desto weniger Bruchstellen werden Unheil anrichten.