RUNDBRIEF - Berichte von unseren Mitschwestern

LATIN AMERICA - Gemeinschaft von Katharina von Siena

ICH WEISS, ER WIRD KOMMEN...

Die Situation sowohl in unserem Land als auch in der Welt wird im allgemeinen alles andere als angenehm empfunden. Jedoch gibt es kleine Orte in winzigen Gemeinschaften wie der unseren mit kleinen Knospen von Hoffmung, die nicht in dieser Zeit geboren sind, aber mit Hoffnung gepflanzt wurden.
Da gab es Zeiten von wenig fruchtbarem Boden, ein paar Samenkörnern, wenig Wasser und die Luft wurde verpestet, der Regen verschwand, die Sonne ging unter, das ist wahr, aber dies alles verschwand nicht für immer, sie sind immer hier gewesen. Unser Blick muss zurückkehren zu dem EINEN, dem die Erde gehört, die Sonne, die Luft, das Wasser, und siehe, er kommt.
Während der Pandemie hat uns Gott an der Hand genommen mit dem Versprechen, dass er kommen wird, er hat uns Licht geschenkt, er hat uns innerlich gestärkt, und er hat uns zu verstehen gegeben, dass jedes kleine Samenkorn sich bemühen muss, um aus der Finsternis heraus ans Licht zu kommen.
Wie sie schon bemerkt haben, wurde von einem ökologischen Hintergrund her gesprochen, weil das genau das ist, woran wir in dieser Zeit gearbeitet haben. Auf dem Hintergrund von Laudato Si, der Synode von Amazonien und den Überlegungen von CODALC (Dominican Women of Latin America) haben wir uns entschlossen, unsere Verbindung mit der Mutter Erde zu stärken.
Wir haben unsere Assoziierten ermutigt, auch darauf zu achten und in diesem Prozess ihre Nachbarn dazu einzuladen mitzumachen. Es erfüllt uns mit Freude zu sehen, wie sie sich dabei engagieren.

Für unseren Garten wird jetzt mehr Sorge getragen, weil der Gatte einer unserer Assoziierten ihn kultiviert, und wir teilen die Erträge miteinander. Das macht uns sehr glücklich.
Der andere Spross ist, dass wir eine Laienkandidatin haben, die mit uns leben möchte. Sie ist aus Venezuela, eine Witwe, ihre Kinder leben in Deutschland. Von dort kam der Titel, den wir diesem Brief gegeben haben “Ich weiß, dass er kommen wird...” Christus wird kommen und uns Hoffnung geben und bitten um unser Vertrauen und unsere Wachsamkeit und die Annahme seiner Zärtlichkeit in unserem Leben.
Marlene Jumb0
Monique

Unser Leben mit COVID-19 in Bolivien

In der Stadt Santa Cruz arbeitet ein schrecklich hoher Prozentsatz der Bevölkerung als Tagelöhner. Als uns die Sperre am 15. März aus heiterem Himmel traf, gab es über Nacht keinen Verkehr mehr, keine Schulen, kein öffentliches Leben und daher keine Arbeit und kein Einkommen. Sehr bald wurde der Hunger für die Menschen viel bedrohlicher als die Gefahr, das Virus zu bekommen. Zuerst versuchten wir, mit Lebensmittelpaketen zu helfen oder Zutaten für die gemeinschaftlichen Suppentöpfe zu liefern, die unter Gruppen von Nachbarn organisiert waren. Eine Ordensschwester teilte mit, dass ihre Gemeinschaft eine Mahlzeit für 90 Personen gekocht hatte und fand dann 400 hungrige Gäste an der Klostertür!
Als wir mit Herz und Verstand auf die verzweifelte Situation der Leute hörten, wurden wir auf junge Menschen und ganze Familien aufmerksam, die etwas Neues riskieren wollten... aber alle wurden durch den Mangel an Anfangskapital daran gehindert, ihren Traum in die Praxis umzusetzen.
Infolgedessen wurden unsere Schränke und unser Lagerraum leichter und leerer - ein großer Teil unserer monatlichen Zulagen, Ersparnisse und Spenden wurde zur Unterstützung verwendet, z.b:

  • Eine Mutter von 7 Kindern hatte es geschafft, einen tragbaren Ofen zu bekommen, hatte aber keine Backbleche, keine Gasflasche und keinen Vorrat an Zutaten, um mit dem Backen von Brot zu beginnen. Das war eine Gelegenheit für uns zu helfen! Jetzt verkaufen die größeren Kinder das frische Produkt in der Nachbarschaft.
  • Das Handy eines Universitätsstudenten wurde gestohlen - wir liehen ihm das Geld, um ein einfacheres neues zu kaufen, mit dem er wieder an seinen Zoom-Vorlesungen teilnehmen konnte.
  • Ein junges Paar besaß einen beschädigten Fotokopierer und einen alten Computer. Etwas Geld half, beide Maschinen zu aktualisieren und zu reparieren. Jetzt arbeitet das Paar glücklich 10 Stunden am Tag und kümmert sich abwechselnd um sein lebhaftes Kleinkind.
  • Eine alleinerziehende Mutter wollte gesunde Fruchtgetränke verkaufen - benötigte dafür aber einen kleinen Tisch, einen Mixer und eine Kühlbox.
  • Eine Familie entschied sich für den Verkauf von Secondhand-Kleidung. Sie entdeckten einen geeigneten leeren Raum - wir bezahlten die erste Miete und versprachen, dies so lange fortzusetzen, bis sie es selbst mit ihren Einnahmen bezahlen können.
  • Unser junger Gärtner hat Computerprogrammierung studiert. Er machte sich Sorgen um seine Brüder und andere Jugendliche, die ziellos durch die Straßen streiften. Wir haben ihm gerne geholfen, ein Software-Teil zu kaufen, um seinen Computer so anzupassen, dass er interessierte Schüler in einem kleinen Raum im hinteren Teil seines Hauses unterrichten kann..

Die Liste könnte weiter und weiter gehen! Abschließend möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir uns wirklich glücklich und dankbar fühlen, wenn wir diesen mutigen Menschen zuhören, sie animieren und begleiten.
In der ländlichen Gegend von Forestal haben die Schwestern die letzten 9 Monate etwas anders erlebt:
Die fruchtbare Gegend von Forestal ist ein gesegneter Produzent einer großen Vielfalt an Obst und Gemüse. Als der Lockdown begann, füllten sich die Häuser in unserer Nachbarschaft mit Kindern, Enkelkindern und ihren Freunden, die aus der Stadt kamen, um bei ihren Verwandten zu bleiben... und mit der Stille der Umgebung war es ein Weilchen vorbei!. Auf diese Weise wurde das Problem des Hungers in der Stadt ein wenig gelindert... aber in einigen Familien, die als billige Aufpasser von Bauernhöfen arbeiten, bestand weiterhin ein dringender Hilfebedarf. Mit Hilfe eines Schulfrühstücksprojekts, das jedes Jahr von „Sternsingers“ über Missio erhalten wurde, kauften die Lehrer und Schulleiter Trockenfutter, um 201 Taschen für Familien vorzubereiten welche Kinder in der Grund- und Sekundar Schule haben. Die Größe der Tasche hing von Anzahl Kinder der Familie ab. Mit Hilfe von Wohltätern wurden auch sehr arme Familien und todkranke Patienten mit Lebensmitteln unterstützt. Ein Team von grosszugigen Müttern backte einmal pro Woche Qualitätsbrot, um es an ältere Menschen zu verteilen.
Aus dieser Erfahrung haben wir erkannt, dass es wichtig ist, in diesen einfachen Solidaritätshandlungen die Nähe Gottes zu erkennen, Gott der uns nahe steht, der sich um uns kümmert und für uns sorgt. Indem wir uns zusammenschlossen, konnten wir die Schwächsten erreichen und lernten, der neuen Realität, in der wir leben, eine tiefgreifende Bedeutung zu geben... und dass wir unseren Schwestern und Brüdern mit sehr wenig Freude bereiten können.
Monique

Erlebnis der Ausgangs- und Kontaktsperre (Lockdown) für die Emmaus Kommunität

Im Altersheim muẞ das Leben weiter gehen sowohl für die aktiven Schwestern wie auch für die Bewohner der Pflegestation. Im Rückblick, wie wahrscheinlich für viele Andere, war es eher eine Zeit des Loslassens.
Es war ein Loslassen von besonderen Gedenk- und Festtagen sowie wie Exerzitien auf gewohnte Art zu feiern.
Sr Rosella’s plötzlichem Tod an war eine lebensverändernde Erfahrung des „Loslassens“. Sr Rosella wurde mit dem Virus infiziert und starb am 14. Juli. Es war auẞerordentlich, daẞ Rosella bereits ihren Nachruf, sowie das Heft für die Beerdigungsfeier mit Lesungen und Lieders bereitet hatte, die Sr Berna uns vor der Beerdigung über e-mail zusandte. Es war für uns alle eine äuẞerst schmerzhafte Erfahrung. Wir muẞten das letzte biẞchen Normalität, das wir noch fühlen konnten, aufgeben und wir muẞten in totale Isolierung gehen. Zwei Tage später ist Sr Andrea (die auf der Pflegeabteilung war) am 16. Juli eines normalen Todes gestorben.
Das Begräbnis der beiden Schwestern war auch auẞergewöhnlich. Es war nur ein Priester am Altar, während andernfalls immer mehrere konzelebrieten. In der Kapelle wurde nicht gesungen und es war auch kein Sarg da. In der Kappelle hielten wir den vorgeschriebenen Abstand und trugen covid-19 Masken. Die Schwestern aus den kleinen Kommunitäten durften nicht teilnehmen und das hat uns klar gemacht worauf wir verzichten muẞten.

 

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